jansalleine

Musik, Sprache, Code
im Universum der Möglichkeiten.


»Nichts stoppt die Zeit«

1998 gingen wir zum zweiten mal ins Studio. Diesmal beim Henning in Remscheid. Wir haben etwas unzufrieden mit den 1997er Aufnahmen, weil sie uns zu soft und poppig klangen. Außerdem machte uns Henning ein super Angebot für wenig Geld. Er hatte einen Wohnwagen auf seinem Grundstück als "Ruhezone" und wir werden wohl alle nie den Abend vergessen, an dem wir Torti zum ersten vollkommen besoffen in dem Ding abscheißen sehen haben.

Was beim Henning anders war als beim Kai war, dass er auf alle unsere Wünsche eingegangen ist. Im Nachhinein nicht unbedingt das beste für uns. Lexi war ziemlich versessen auf seine Bassdrum zu der Zeit und das Ding ist einfach tierisch laut auf allen Stücken und der Gesang ist leider stellenweise echt leise. Trotzdem klang das Ergebnis viel mehr nach dem, wie wir es haben wollten. Ein bisschen roher und ungeschliffener. Auch auf dieser Aufnahme fanden sich Stücke, die mittlerweile schon seit Jahren im Repertoire waren. Wir wollten damals einfach das alles mal "richtig aufnehmen".

Wie schon erwähnt war zwischen Konzerten, Saufen und Schule auch immer wenig Zeit um neue Stücke auszuarbeiten. Geschrieben habe ich schon in dieser Zeit, nur blieb das dann meist bei Akustikaufnahmen von mir - aus denen später mal "jansalleine" werden sollte. "Heimweh" war einer der Burner der Platte. Damit haben wir den Nerv von unzähligen mit uns pubertierenden Jugendlichen getroffen, die sich ständig die blöden Sprüche von ihren Eltern anhören mussten. Anfang 1998 war ich sogar mal mit einem Mädchen zusammen dessen Mutter mich mal zum Gespräch gebeten hat, weil sie fand, ich würde die Jugendlichen durch das was ich singe verderben. Ich weiss bis heute nicht, was so dramatisch daran ist, auszusprechen was viele denken bzw. empfinden.

Ich denke, würde man die Voleander von damals nochmal auf die Jugend von heute loslassen wären die Reaktionen ähnlich. Mein persönlicher Liebling der Platte ist "Ich möchte den Mond scheinen sehen". Ich habe das geschrieben zu einer Zeit, als ich regelmäßig unter depressiven Phasen litt - was man in der Pubertät meist ja noch unter "ferner Liefen" abhandelt --- ich bin allerdings gerade mal 2-3 Jahre komplett frei von Depressionen. Die Zeilen "Alkohol heilt alle Wunden. Dope hilt gegen Einsamkeit. Doch nichts von all dem, hilft uns wirklich, denn nichts stoppt die Zeit." waren ja auch titelgebend für das Album. Micha hat sich den Spruch sogar auf die Gitarre geklebt. Wir haben da an einer Stelle ganz dreist die Gitarrenmelodie von "Today" von den Smashing Pumpkins eingebaut. Und ja, so war vermutlich Aufwachsen in den 90ern für die Außenseiter. Depression, Smashing Pumpkins, Dope und Alk. Mit dem Gute-Nacht Track dieses Albums waren wir/ war ich ganz auf der Höhe der Zeit. Es gab eine Gitarrenspur und zwei verschiedenen Texte, die man je nach Laune per Balanceregler an der Anlage auswählen konnte: einen positiven und einen negativen.

Besetzung war:
Lexi - Schlagzeug,
Humpi - Bass und Gesang,
Torti - Gitarre,
Micha - Gitarre,
Anja - Gesang,
Jan - Gesang, Akustikgitarre.

00:00/00:00
Sag Hallo zu mir Voleander 04:26
Deutschlands Kinder Voleander 03:08
Distanz Voleander 02:50
Ich bin nicht desillusioniert Voleander 02:03
Heimweh Voleander 05:13
Cindy Crawford Voleander 03:18
Raumflug Voleander 01:44
Zu dritt bei hellem Tageslicht Voleander 03:27
Ich kann nicht ohne Dich sein Voleander 03:31
Fast alles Voleander 04:04
Bin ich ganz alleine Voleander 03:05
Ich möchte den Mond scheinen sehen Voleander 04:30
Es wird Nacht in Deiner Stadt - Liebe Welt Voleander 04:13
Ameisen Voleander 01:31